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13 February 2017

Wir brauchen eine Standheizung

Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt eine Standheizung nachzurüsten. Zwar nicht zu Beginn der Reise, allerdings spätestens seit dem Dempster Highway, als wir befürchteten, dass unsere Wasserinstallation bei den Minusgraden gefrieren könnte. Bei den flexiblen Wasserschläuchen aus Gummi vermutlich kein Problem, bei der Wasserpumpe aber schon eher. Ein netter Nebeneffekt ist zudem, dass wir bei den kalten Temperaturen die Abende im Auto nicht komplett im Schlafsack eingepackt verbringen müssen. Eigentlich haben wir nie geplant im Spätherbst, geschweige denn im Winter in Kanada oder der USA zu sein, doch vermutlich werden wir noch eine Zeit lang bis Mexiko brauchen. ;)
Kurz haben wir überlegt uns eine günstigere Planar 2D Standheizung von Daniels Bruder mitbringen zu lassen. David startet bald sein Work and Travel Jahr in Kanada und könnte unser Lieferant sein. Die Heizung an sich ist ja klein, das ganze Zubehör mit Halterung, Pumpe, Schläuchen etc. allerdings nicht mehr wirklich, also ließen wir den Gedanken sausen.

Rein zufällig findet Daniel neben einem Anbieter in Vancouver auch noch einen Anbieter für Eberspächer Dieselstandheizungen in Anchorage. Da müssen wir hin.

Zuvor treffen wir uns allerdings noch mit Stephan, einem einheimischen Landcruiser-Fahrer, den wir durch unseren Getriebeschaden über das i8mud Forum kennengelernt haben. Wir treffen uns in Pipers Restaurant & Sport Lounge direkt am Flughafen Anchorages. Ein Laden, wo nur Einheimische abhängen, mitten zwischen den unzähligen Wasserflugzeugen. Mit Stephan und seiner Frau verbringen wir so einen netten Nachmittag. Es ist immer wieder interessant mit Einheimischen ins Quatschen zu kommen, und deren Tipps für die Umgebung zu erhalten. Sofort erhalten wir das Angebot, die Standheizung, falls wir denn eine kaufen, bei ihnen in der Garage einbauen zu können. Die Gastfreundschaft, die uns bisher in Kanada und Alaska entgegen gebracht wurde, ist einfach bemerkenswert. Unbedingt wollen wir dies mit nach Hause mitnehmen.

Da wir schon mal am Flughafen sind, lassen wir es uns nicht nehmen eine Runde um den Block zu fahren. Anchorage besitzt den meist frequentierten Wasserflughafen der Welt. Kein Wunder, bei den abgelegenen Ecken hier im Norden. Und irgendwie scheint auch jeder zweite Einheimische in Alaska, mit dem wir ins Gespräch kommen, ein eigenes Flugzeug zu besitzen.

Campen bei Advanced Diesel Service

Der Eberspächer Händler in Anchorage heißt Advanced Diesel Service, und auch Stephan plant hier seine Dieselstandheizung zu kaufen. So statten wir der Firma einen Besuch ab. Erst können wir sie gar nicht finden, versteckt in einem Hinterhof, na ob das etwas wird. Unsicher gehen wir in den Laden, und schnell merken wir: hier sind wir richtig.

Jeff und Travis verstehen ihr Handwerk. Die Eberspächer Airtop D2 wollen wir – klar die haben sie griffbereit. Noch sind wir uns nicht 100% sicher, erst wollten wir uns nach der Verfügbarkeit und Preis erkundigen, nun müssen wir uns noch entscheiden, ob wir wirklich den Zwischenstop in Anchorage einlegen wollen, und ob wir uns zutrauen, die Heizung auch selber einzubauen. Klar könnten wir auch Advanced Diesel Service damit beauftragen, doch immer noch steht die Frage wohin damit. Denn einen separaten Platz für eine Standheizung haben wir bei unserem Innenausbau überhaupt nicht vorgesehen.

Sofort bekommen wir das Angebot, die Heizung hier am Parkplatz selbst einbauen zu können. Bei Fragen wären die Beiden sofort zur Stelle, und wir können uns auch jederzeit Werkzeug ausleihen. Achja, campen können wir auch einfach im Hinterhof. Super! Mittlerweile hat Daniel auch den bereits als Lesezeichen gespeicherten Eintrag im Buschtaxi Forum wieder gefunden, wo jemand seine Webasto Heizung hinter der Innenverkleidung verbaut hat.

Also schlagen wir zu, bekommen einen super Deal (von einem kleinen, lokalen Händler am Ende der Welt) und sind nun Besitzer einer Eberspächer Airtop D2 Diesel Standheizung.

Mit dem Einbau warten wir allerdings noch auf Morgen. Denn für heute und die kommenden Tage sind starke Sonnenaktivitäten vorhergesagt und somit besteht eine sehr gute Chance auf Nordlichter. Sogar in den lokalen Wetter-Nachrichten wird dies erwähnt und so bekommen wir von Jeff noch einen Tipp, wo wir in der Gegend die Nordlichter sehen können, ohne zu weit von Anchorage weg fahren zu müssen. Am liebsten wären wir natürlich in den Norden gestartet, doch nun müssen wir erst noch den ein oder anderen Tag in Anchorage verbringen.

Die Nordlichter bewundern wir vom Skyline Drive in Eagle River, ein beliebter Spot der Einheimischen, wie wir bald merken, denn je später es wird, umso mehr Autos trudeln hier ein. Und eine riesen Show legen die Nordlichter ein. Bei weitem zwar nicht so hell und klar wie am Dempster Highway, allerdings sehen wir sie tanzen – und das mit freiem Auge. Wir bleiben gleich über Nacht hier oben am Gipfel und fahren nach einem Stop beim Baumarkt zu unserem Campingplatz für die nächsten Nächte.

Am Parkplatz von Advanced Diesel Service geht es auch gleich mal zur Sache, bei Temperaturen von knapp über Null tagsüber, nehmen wir den gesamten Innenausbau von der Fahrerseite auseinander. Die Verkleidung muss auch noch ab und dann gehts los. Wir schneiden Stücke der Karosserie mit Blechschere weg, bohren Löcher für die Luftzufuhr und Abgasentlüftung in die Karosserie. Wir teilen unsere Innenverkleidung in zwei Teile und schneiden auch noch ein riesiges Loch in das Möbelstück direkt hinter dem Fahrersitz. Denn dort wird hinter der Innenverkleidung die Heizung montiert.

In der Eile der kalten Tage werden ein paar Schnitte auch mal etwas schief und nicht so schön wie die Vorlage aus dem Buschtaxi Forum, aber es erfüllt seinen Zweck.

Eifrig basteln wir dahin, und doch dauert alles eine gefühlte Ewigkeit. Des öfteren statten wir dem Baumarkt für unvorhergesehene Ersatzteile einen Besuch ab. Spontan kaufen wir noch eine günstige Stichsäge – wie gut, dass die USA großzügig bzgl. Retouren ist. Gar nicht so leicht die spontanen Ausflüge, denn dann muss alles wieder im Auto sicher verstaut werden. Die losen Möbel, deren gesamter Inhalt, und alles was noch so rumliegt für unsere Baustelle.

Irgendwann ist es dann allerdings doch so weit, und nach Anschließen an unserer Zusatzbatterie starten wir unseren ersten Test. Natürlich mit Travis an unserer Seite, er soll alles lieber überwachen. Einziger offener Punkt ist noch das Anschließen an das Diesel System. Für die Testphase benutzen wir einen Dieselkanister. Natürlich ebenfalls bereit gestellt von Advanced Diesel Service.

Was wir hier generell an Hilfe erhalten haben ist einfach unfassbar. Jederzeit konnten wir die Beiden mit Fragen löchern, als auch diverses Werkzeug ausleihen. Wir bekamen ein Verlängerungskabel bis vors Auto gelegt, als auch eine mobile Diesel-Heizung, damit an einem extra kalten Tag die Finger bei der Elektro Installation auch mitmachten. Zusätzlich bekamen wir diverse Teile einfach geschenkt, hier ein paar hitzefeste Kabelbinder, da ein paar Meter Glasfaser-Hitzesocken, hier etwas hitzefeste Dichtmasse oder auch mal eine ganze Box super lecker Donuts von Krispy Kreme.

Und als wir uns vor Abreise an Tag Fünf auf ihrem Hinterhof mit Trinkgeld für die Kaffeekasse erkenntlich zeigen möchten, wehren sie vehement ab. Wir sollen das Geld lieber fürs reisen nutzen, aber eine Postkarte aus Patagonien, das wäre schön. Der Hammer!!

Also für Wartungen, Problemen, oder Fragen zu Dieselstandheizungen können wir die Jungs wärmstens empfehlen, hauptsächlich machen sie allerdings Diesel-Einspritzpumpen und Düsen und auch da scheinen sie ihr Handwerk zu verstehen!

Für das Anzapfen des Dieselsystems hat Daniel bereits eine Lösung im Kopf, per T-Stück die Dieselleitung dort anzapfen, wo bereits unsere Webasto Motorstandheizung ihren Diesel herbekommt. Dafür brauchen wir allerdings noch ein passendes T-Stück, und bestenfalls natürlich in Millimeter. Lust haben wir auf die Arbeit eigentlich schon überhaupt keine mehr, und wollen am liebsten nur noch jemanden für die Arbeit bezahlen, damit alles erledigt ist. Vor allem wäre uns bei unseren bisherigen Dieselproblemen ein Profi schon lieber. :)

Erste Anlaufstelle ist eine Adresse, die uns Travis genannt hat. Dort sehen wir passende Verbindungsstücke. Eine dazugehörende Werkstatt gibt es auch gleich nebenan, doch leider werden hier nur Wartungsarbeiten für Brems- und Druckluftsysteme erledigt.

Nach einigen Fragen, und dass wir doch liebend gerne dafür bezahlen, nur alles endlich fertig haben wollen, meint der Angestellte flüsternd zu uns: „Der Chef ist bald weg, also kommt doch so in ca. 1,5 Stunden vorbei“.

Die Zeit verbringen wir damit eine Dusche in Anchorage zu finden. Gar nicht so einfach, denn in diversen Campingplätzen und Motels, die wir im Internet finden, sind die Duschen bereits „closed for the season“. In einem Hostel werden wir fündig, und können für 5$ duschen solange wir wollen.
Zurück bei dem Laden von vorhin, sollen wir gleich hinter der Werkstatt parken. Sofort legt sich der hilfsbereite Angestellte unters Auto, erkennt die passenden Leitungen, und versteht auch auf Anhieb was wir wollen. Schnell ist die Dieselleitung durchschnitten, ein passendendes T-Stück gefunden und nach viel Schmiermittel, Kraft und hin und her drehen sitzt alles wie angegossen. Am Parkplatz testen wir die Heizung und starten den Motor, alles scheint dicht zu sein, und wir können es noch nicht ganz glauben.

Auch Kris will kein Geld oder Bezahlung, hat uns einfach nur geholfen, weil dies in Alaska so üblich ist. Ein paar Scheine ist uns seine Arbeitsstunde, die er für uns geopfert hat, aber allemal wert. Diesmal setzen wir uns durch :) Und fröhlich cruisen wir, nach fünf Tagen in Anchorage, mit einer funktionierender Standheizung davon.

Join the discussion 5 Comments

  • Axel Vetter sagt:

    Hallo Steffi und Daniel,
    habt ihr das Höhenkit für eure Standheizung auch verbaut? Das braucht ihr ab 2000 m über NN. Sonst funktioniert die Heizung nicht wegen Sauerstoffmangel.
    Ich spiele mit dem Gedanken, mir zusätzlich zur Wasserheizung (Webasto Thermo Top C Motorcaravan) eine kleine Planar Luftheizung hinter die Seitenverkleidung zu stecken, wie ihr das gemacht habt. Für die ist das Höhenkit leider nur angekündigt und noch nicht lieferbar.

    Viele Grüße
    Axel

    • Hallo Axel,
      ein passendes Höhenkit haben wir uns einen Monat später von Daniels Bruder aus Deutschland mitbringen lassen und im Januar in Utah verbaut. Das war ein wichtiges Kriterium, weshalb wir uns dann doch für die teurere Eberspächer Heizung entschieden haben. Müssen wir noch im Blogeintrag ergänzen. :)
      Bei Planar hatten wir uns vorher bei Tigerexped erkundigt, wo nur bis 2500 Höhenmeter stand. Anscheinend wurde dies mittlerweile korrigiert, oder es gibt ein anderes Höhenkit, oder wir haben das falsch im Kopf!?
      Viele Grüße,
      Steffi und Daniel

      • Axel Vetter sagt:

        Hallo Steffi und Daniel,
        das Höhenkit für die Planar Heizung ist für September 2017 angekündigt. Ich bin gespannt, ob es dann tatsächlich lieferbar sein wird. Für euch wäre das also viel zu spät gekommen. Als ich vor Jahren in den Alpen übernachtete, lief meine Webasto Wasserheizung in der Höhe nicht mehr. Sie schaltete sich schon während der Startphase wieder ab. Ich frage mich, warum die Geräte ohne die Möglichkeit verkauft werden, bei dünner Luft zu arbeiten. Wahrscheinlich verdienen die Hersteller gut an der Nachrüstung.

        Viele Grüße
        Axel

    • Hallo ihr beiden,

      Wir haben euer Auto gestern an der Hauptstraße von Tulum gesehen.
      Vielleicht trifft man sich ja noch mal.
      Auf unserer Webseite sieht man tagesaktuell wo wir mit SUMO, unserem Unimog sind.

      Liebe Grüße
      Elke & Stefan

      • Hallo ihr Beide,
        sorry für die verspätete Antwort. :) Wir haben in Tulum und Playa del Carmen etwas „Urlaub vom Urlaub“ gemacht und hatten Besuch von Steffis Eltern. Deshalb kamen Chiapas und Oaxaca vorher etwas zu kurz und wir sind nach der Karibik wieder zurück nach Westen gefahren, haben diese Bundesstaaten erkundet und sind jetzt wieder zurück in Quintana Roo. Die nächste Woche wird es wohl bei uns dann auch endlich nach Belize gehen. :)
        Wir haben gerade die Route auf eurem Blog verfolgt – na da haben wir uns scheinbar ein paar Mal noch knapp verpasst. ;)
        Liebe Grüße aus Mahahual,
        Steffi und Daniel

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