Roadtrip – The End
01 November 2010
Die Gibb River Road #2
04 November 2010

Bereits seit dem Kauf unseres 4WD in Perth freuten wir uns auf die Gibb River Road, eine 660km lange Dirtroad zwischen Broome und Darwin.

Da wir durch unseren verlängerten Süd-Ost-Asien Aufenthalt dem Einsetzen der Regenzeit (November – ca. Mai) immer näher kamen, in welcher die Strecke, oder zumindest Teile davon, gesperrt sind, hatten wir auf dem Weg von Perth nach Broome immer etwas Zeitstress. Wir wollten es noch unbedingt auf die Gibb River Road schaffen, denn wann werden wir schon das nächste mal in Australien sein.

Die Gibb River Road

Die Gibb River Road führt von Derby nach Kununurra durch eines der menschenärmsten Gebiete der Erde, dem nordwestaustralischen Kimberley-Hochplateau.

In den Kimberleys herrscht von November/Dezember bis März/Mai der Monsoon (Regenzeit), welcher oft ganze Straßen und Brücken wegschwemmt. Vor allem die Flüsse werden dann unpassierbar.

Auch wenn man in der Trockenzeit reist, sollen vorher unbedingt die Straßenverhältnisse recherchiert werden. Diese können in Informationscentern, per Telefon oder online eingeholt werden – dafür braucht man jedoch zumindest Handyempfang, was in vielen Teilen Australiens nun wirklich keine Selbstverständlichkeit ist ;)

„Während der Regenzeit (November bis April) ist die Strecke den Allrad-Experten vorbehalten, die auch nichts dabei finden einmal Wochen vor einer Flussfurt zu campieren, weil aufgrund des Wasserstandes definitiv kein Durchkommen ist. Die Strecke ist dann sowohl besonders spektakulär – unter anderem durch häufige Gewitter, die für phantastische Stimmungen sorgen – aber auch absolut unkalkulierbar.“ (Zitat)

„The Gibbs“ ist eine typische australische Offroad Strecke. Dazu gehören auf jeden Fall der rote Staub, der auch noch durch die allerkleinsten Ritzen ins Auto kommt und einfach alles rot färbt. Immer wieder (zumindest am Ende der Trockenzeit) stößt man auf „Corrugation“, Bodenwellen/Querrillen in der Fahrbahn, die wirklich alles im Auto durchrütteln. Je nach Größe der Bodenwellen ist es am besten darüber zu rasen. So „schwebt“ man sozusagen über den einzelnen Rillen dahin,  die Bodenhaftigkeit ist dadurch natürlich auch sehr eingeschränkt, was vor allem beim plötzlichen Ausweichen riesiger Schlaglöcher nicht immer optimal ist.

Zwischen den Abschnitten mit Corrugation gibt es, selten aber doch, schön präparierte Pisten, die schnell wieder in Schlaglöcher, Sandzonen oder Stellen mit vielen, kleinen, spitzen Steine wechseln.

Wegen den spitzen Steinen gilt die Strecke als „Reifenkiller“ und es gibt, laut Geschichten die wir gehört haben, kaum jemanden, der es ohne zumindest einen platten Reifen ans andere Ende schafft. Deshalb wird auch dringend empfohlen 2 Ersatzräder mitzubringen.

Und nicht zu vergessen die Flussüberquerungen. Zum Einen der Durack River, als auch der von uns gefürchtete, gezeitenabhängige Pentecoast River.

Von den Australiern hatten wir gelernt bei Flussüberquerungen immer vorher einmal durchzugehen, auf größere Steine, Löcher, Stämme, Sand und sonstiges zu achten. Als auch die tiefste Stelle zu messen, um mit dem Lufteinlass vom Motor keine Probleme zu bekommen. Nun schön und gut, der Pentecoast River ist jedoch direkt mit dem Meer verbunden, und es wimmelt dort anscheinend nur so von Salzwasserkrokodilen. Da will man nicht drin rumspazieren :)

Für unser geplantes Abenteuer zu Beginn der Regenzeit, widmeten wir einen ganzen Tag den Vorbereitungen.

Die Radlager waren repariert, die Straßenverhältnisse hatten wir online und im Visitor Center gecheckt, 3 x 20 Liter Trinkwasser waren sicher im Auto verstaut, als auch 2 x 20 Liter Benzin auf dem Dach. Das Surfbrett wurde vom Dach ins Auto verbannt – für den besseren Benzinverbrauch, denn jeder Tropfen zählt auf der Gibb River Road ;).

Im Visitor Center mussten wir leider erfahren, dass erst vor ein paar Tagen „El Questro“, eine der Hauptsehenswürdigkeiten, geschlossen wurde, als auch die „Bungle Bungles“.

Da wir mit starkem Regen rechnen mussten und auch damit, eventuell einige Tage an einem Ort eingeschlossen zu sein, haben wir vorher auch noch entsprechend eingekauft. Unsere Vorräte an Reis und Nudeln wurden aufgestockt. Ebenfalls fanden unzählige Dosen an fertigen Spaghetti und Baked Beans den Weg in unseren Einkaufswagen – damit wir auch bei Dauerregen nicht verhungern mussten. Auch sonst überwiegten Dosen unseren Einkaufswagen – frisches Gemüse ist bei ca. 35° Celsius Durchschnittstemperatur im Schatten nicht lange haltbar. Leider hatten wir kein Thermometer um die Temperatur im Auto zu checken – wenn die Klima ausgeschalten war, war es jedenfalls SEHR HEISS!

Um dem Eindringen des feinen roten Staubes des Outbacks ein bisschen entgegen zu wirken, haben wir die Lüftungsschlitze der hinteren Fenster abgeklebt. Im Vergleich zu vorher hat das schon einiges gebracht, der rote Sand klebte zum Schluss trotzdem überall. Das gesamte Auto haben wir zusammengeräumt und alles mehr oder weniger gut verstaut, damit bei den Bodenwellen nicht unser gesamtes Hab und Gut wie wild im Auto herumfliegt. Wegen den rauen Straßen, der Corrugation und diversen Schlaglöchern hatten wir unser Bett außerdem immer wieder abgebaut.

Generell wird dringend empfohlen 2 Reserveräder mitzunehmen. Als Budget-Reisende war uns der Kauf eines zusätzlichen Rads jedoch zu teuer und so verließen wir uns auf unser gutes altes Reserverad (siehe Foto) und unser „careful driving“.

Außerdem wird ebenso empfohlen ein Satelitentelefon auf die Gibb River Road mitzunehmen. Auf das verzichteten wir ebenso, wir informierten unsere Familien, Phon und Lian über die Strecke und wann wir ca. wieder in der Zivilisation landen sollten, wo es auch Handyempfang geben sollte. Das musste reichen ;)

Um Geld zu sparen haben wir die letzte Nacht in Broome heimlich auf einem Parkplatz neben dem Hostel geschlafen. Durchgeschwitz mit geschätzten 50° im Auto wachten wir bereits um 6 Uhr früh auf. Der Nachteil am „heimlich im Auto schlafen“ ist, dass man keine Fenster über Nacht offen lassen kann. So haben wir uns etwas später unter die Frühaufsteher des Hostels gemischt, dort noch einmal ausgiebig geduscht und gefrühstückt.

Gegen 10 Uhr war es soweit, wir verabschiedeten uns noch von Phon und Lian und los gings!

Der Prison Tree

Endlich waren wir unterwegs – auf ins Abenteuer! Von Broome fuhren wir auf dem Great Northern Highway Richtung Outback. Wir genossen es nur zu Zweit im Auto zu sein, nicht zu wissen wo wir heut enden würden, wie weit wir kommen und was wir uns anschauen werden.

Unser erster Stop war kurz vor Derby der „Prison Tree“. Dieser Baobab Baum diente früher als Gefängnis.

Als nächstes ging es weiter in die Stadt Derby. Die Wasserflaschen wurden noch einmal aufgefüllt und das Auto vollgetankt. Die nächste Tankstelle gab es erst in über 300km an der Mt. Barnett Station (direkter Weg). Mit dem höheren Benzinverbrauch auf Offroad Strecken und den doch etwas längeren Umwege zu den noch offenen Gorges, rechneten wir vorher nochmal genau aus, ob wir es dorthin eh schaffen sollten. Aber für den Notfall hatten wir ja noch unsere Ersatzkanister auf dem Dach.

Dann war es soweit: wir waren auf der lang ersehnten „Gibb River Road“ angekommen.

Gleich zu Beginn warteten noch einige Warnschilder auf uns – Information über die schlechten Straßenverhältnisse, welche Straßen offen bzw. geschlossen waren, dass nur mit 4WD gefahren werden darf/soll, sowie Auskunft über die Waldbrandgefahr… na das kann ja was werden :)

Die ersten 50km waren zwar noch asphaltiert, die Straße war aber bereits deutlich schmäler. Zwei Autos hatten gerade noch so nebeneinander platz, als wir einen Roadtrain erblickten fuhren wir aber schnell runter von der Spur, um ihn vorbeizulassen.<

Roadtrains haben immer Vorrang, bis die Laster gebremst hätten, hätten sie uns schon längst von der Straße gefegt ;)

Bei Beginn der unasphaltierten Straße stoppten wir um unseren Reifendruck  zu verringern. Daniel hatte vorher den besten Reifendruck recherchiert um die 660km Offroad gut zu überstehen.

Am besten befahrbar ist die Gibb River Road am Anfang der Trockenzeit, wenn sie gerade frisch präpariert wurde. Je später man in der Trockensaison unterwegs ist, umso schlechter wird die Straße und umso weiter verbreitet und tiefer sind die Bodenwellen. Wir waren am absoluten Ende der Trockenzeit unterwegs, wenn die Straße im wohl schlechtesten Zustand ist (Regensaison ausgenommen).

Schilder neben der Straße zeigen immer wieder: „Gravel Road: Careful Driving Techniques are advised“ … ehm ;)

Mit maximalen 80km/h gings dahin. Die Geschwindigkeit immer wieder den Bodenwellen, Schlaglöchern oder sonstigen Hindernissen anpassend bahnten wir uns unseren Weg. Fuhren wir schnell genug wurden wir nicht mehr so durchgeschüttelt, kommt dann aber wieder plötzlich ein riesiges Schlagloch ist die Geschwindigkeit wiederum nicht wirklich von Vorteil.

Kommt Gegenverkehr, oder wird man überholt, fährt man noch lange in der Staubwolke des anderen Autos – aber wenigstens gibt es auf der Gibb River Road kaum Verkehr ;)

Windjana Gorge

Von der Hauptstraße biegen wir schließlich Richtung Windjana Gorge ab. Die Straße ist in einem extrem schlechten Zustand und wir werden deutlich durchgeschüttelt.

Schon bei der Einfahrt in den Nationalpark und in die Rest Area können wir die 100m hohen steilen Felswände sehen – ein Überbleibsel eines uralten Riffs im Meer. Eingeschlossen zwischen den Felsen ist der Lennard River, in dessen Wasser sich Süßwasserkrokodile tümmeln.

Ein Schild sagt: „For your safety, and the health and wellbeing of the crocodiles please stay more than 4m away from them. For your health, it is not advisable to swim in the pools during the dry season.“

Mal im Ernst, hier sehen wir zum ersten Mal in Australien Krokodile aus dem Wasser spähen, klar gehen wir hier nicht schwimmen.

Direkt neben der Tagesraststelle gibt es auch einen kleinen Campingplatz, wo wir über Nacht bleiben.

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Tunnel Creek, die Straße wurde gerade neu prepariert und wir mussten uns langsam durch die Baustelle schlängeln, durch Teile einer aufgerissenen Schotter- und Sandstraße und vorbei an riesigen Baustellenfahrzeugen.

Tunnel Creek

Der Tunnel Creek führt 750m lang unterirdisch durch Felsen der Napier Range. Eine Informationstafel vor dem Abstieg erwähnt nebenbei die Süßwasserkrokodile, die hier manchmal vorkommen.

Bewaffnet mit „festem Schuhwerk“, Kopflampen und Trinkwasser gehts durch die Felspalte über riesige Steine hinein ins dunkle Nichts. Anfangs können wir noch von Sand zu Sand hüpfen, doch bald gibt es keinen anderen Weg mehr, als mitten durchs Wasser.

Gleichzeitig mit uns macht sich eine Gruppe deutscher Motorradfahrer auf Erkundung, die sollen ruhig vorgehen und Krokodiltester sein. Auch wenn Süßwasserkrokodile den Menschen gegenüber nicht aggressiv begegnen (im Gegenteil zu ihren Salzwassergenossen), möchten wir so Einem nicht auf den Schwanz steigen.

Mutig wagen auch wir uns ins Wasser, teilweise bis zu den Oberschenkel im Wasser watschen wir so durch den matschigen, sandigen und teilweisige steinigen Untergrund, bis wir schließlich am anderen Ende wieder Licht entdecken können.

Wir habens geschafft, weitergehen ist leider verboten. Nach kurzem Relaxen gehts wieder rein in die Dunkelheit zurück Richtung Auto. Noch heil kamen wir beim Auto an, es geht zurück zur Gibb River Road.

Für die Windjana Gorge und Tunnel Creek haben wir einen Umweg von ca. 140 km zurückgelegt. Für australische Verhältnisse ein Katzensprung. Der Weg zurück zur Gibb River Road ist dann überraschenderweise angenehm. Was am Vortag noch eine der schlechtesten Schotterstraßen war, auf der wir je fuhren, war plötzlich glatt wie eine Autobahn. Sie wurde am selben morgen überarbeitet :)

Zurück auf der Gibb River Road machen wir uns auf die Suche nach eventuell noch offenen Gorges, wie befürchtet waren die meisten Wege bereits geschlossen.

Wir hatten uns auf Regen, Matsch und Massen von Wasser eingestellt – nichts dergleichen bis jetzt. Wir hatten mindestens zwei große Flussdurchquerungen erwartet – bis jetzt nicht die Spur von Wasser.

Unzählige „Floodway“ Schilder haben wir bereits passiert, alle waren staubtrocken. Bei der ersten Spur von ein bisschen Wasser auf der Straße jubelten wir und gleich wurde die Kamera gezückt. Ja, wir können es schon spüren, die großen Flussüberquerungen kommen noch ;)

 

 

Unterwegs stoppen wir bei einem netten Lookout, weit und breit ist nicht eine Menschenseele zu erkennen.

Mit unserer 15$ teuren Kimberleys Map suchen wir eventuell noch offene, versteckte Gorges, sehr erfolgreichen waren wir darin nicht, dafür wartete wieder ein kleiner „Floodway“ auf uns.

Die Straßenfarbe wechselt ständig von sandigem Beige, über „Outback“ Rot zu steinigem Grau.

Imintji Store & Roadhouse

Schließlich kommen wir beim Imintji Store & Roadhouse an. Die erste Tankstelle nach 223 km, hier gibts aber nur eine Zapfsäule mit Diesel. Trotzdem stoppen wir, denn hier soll es den besten Cafe der Gibb River Road geben. Die Tankstelle hat jedoch geschlossen.

Im Informationscenter  in Broome hatten sie uns schon gewarnt, dass die Tankstellen bald nicht mehr 7 Tage die Woche offen haben werden, sie hatten zwar noch keine Meldung diesbezüglich erhalten, aber man weiß ja nie, was so in den Kimberleys vorgeht. Die geschlossenen Tage sind aber definitiv unter der Woche und nicht am Wochenende. Gut, denn morgen, am Samstag, kamen wir zur einzigen Benzin Tankstelle auf der Gibb River Road, und dort mussten wir tanken.

Adcock Gorge

Nach einer kleinen Rast gings weiter. Und was sehen unsere entzückten Augen – eine NICHT geschlossene Straße, diese führt zur 5km entfernten Adcock Gorge. Schon bald überlegen wir, ob die Idee wirklich so toll war, die Straße ist in einem besch****** Zustand, mit 5km/h kämpfen wir uns vorwärts. Zu guter Letzt wartet eine „Flussüberquerung“ auf uns. Das Wasser selbst ist nicht das Problem, nur die riesigen darunter versteckten Steine. Wie ein Profi untersucht Daniel den Untergrund und bringt uns heil zur anderen Seite.

Gleich dahinter wartet die Gorge auf uns – ein totaler Reinfall. Ein kleiner stinkender Teich, von Fliegen und Stechmücken wimmelt es nur so. Es geht wieder zurück, über Stock und Stein. Steffi versucht Fotos und Video gleichzeitig zu machen, das Ergebnis: ein verwackeltes Video und schiefe Bilder.

Ein kleines Abenteuer war es für uns Touris allemal.

Galvans Gorge

Die nächste offene Gorge: die Galvans Gorge. Diesmal können wir mit dem Auto gleich in der Nähe der Straße parken, eine kleine Wanderung wartet auf uns. Diese hier ist noch schlimmer als die Adcock Gorge. Die kleinen „unbekannten“ Gorges lassen wir in Zukunft nun lieber aus.

Nach der Regensaison, mit frischem Wasser und Wasserfällen mag es hier ja schön sein, momentan aber definitiv nicht.

Weiter gehts zum nächsten Ziel, der Manning Gorge, vor der Abzweigung sehen wir die Mt. Barnett Station – unsere Tankstelle für den morgigen Tag, heute hatte sie schon geschlossen.

Im Sonnenuntergang fahren wir die letzten Kilometer, eigentlich nicht empfehlenswert mitten im Outback, wo es von Känguruhs und Wildtieren nur so wimmelt. Während Daniel isst, übernimmt Steffi das Lenken.

Der 2. Teil der Gibb River Road folgt bald…

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