Die Gibb River Road #1
04 November 2010
Kununurra
08 November 2010

Manning Gorge

Nach der ersten Etappe der Gibb River Road beginnen wir den nächsten Tag mit dem Erkunden der Manning Gorge. Auf der Wegbeschreibung sieht alles sehr nah aus, eine gemütliche Wanderung am Morgen, denken wir.

Zu Beginn wartet die Überquerung eines kleinen Teiches auf uns. Man könnte auch Schwimmen, doch mit den Kameras bepackt ziehen wir das bereitgestellte Boot dem erfrischenden Wasser vor.

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Immer weiter folgen wir den aufgemalten Pfeilen, die Fliegen nerven, doch wir sind mit unserem Fliegennetz bewaffnet. Gefühlte Stunden später will der Weg immer noch nicht enden. Der Weg war zwar nur mit 1,5 Stunden insgesamt ausgeschrieben, aber bei dieser Hitze kommen einem die Wege oft unendlich weit vor.

Endlich kommen wir am Ziel an, es erwartet uns ein riesiger Pool, mit ein paar kleinen Überbleibseln der Wasserfälle. Man sieht wie groß der Wasserfall hier in der Regensaison sein muss.

Zeit zum Tanken, oder auch nicht!?

Irgenwann müssen wir uns leider wieder auf den Rückweg machen, als nächstes steht Tanken auf dem Plan. Es geht also von der Manning Gorge wieder zurück Richtung Gibb River Road zur Mt. Barnett Station.

Ziemlich ruhig ist es hier, aber es ist doch Samstag und am Wochenende haben die Tankstellen nicht geschlossen.

Hm, wir sehen keine Menschenseele, alles ist verschlossen, die Zapfsäulen sind auch gesperrt. Nun – wir warten einfach mal. Wir zwei suchen uns einen schönen Parkplatz, so schattig wie möglich, und warten. Ca. 2 Stunden später kommt ein Auto mit französischen Backpackern vorbei – sie füllen ihr Wasser auf und informieren uns, dass  die Tankstelle heute geschlossen hat. Morgen früh würde sie gegen 9 oder 10 Uhr wieder öffnen.

Nun gut, immerhin wissen wir jetzt was Sache ist, wir fahren wieder zurück zur Gorge und nehmen ein erquickendes Bad im ersten Pool, gleich ein paar Meter vom Campingplatz entfernt. Doch vorher bedienen wir uns noch an der Luft der Tankstelle. Unser Holzbett mit nur einer Campingmatratze ist einfach zu hart, die Luftmatratze muss her.



Den restlichen Tag machen wir nichts, Daniel näht den Rest unseres Vorhangs, wir räumen die Essenskisten auf und relaxen einfach nur. Abends gibts ein kleines Lagerfeuer – entfacht von Feuerspezialistin Steffi.

Das teuerste Benzin Australiens

Am nächsten Morgen ist auf dem Campingplatz kein Tropfen Wasser mehr zu finden. Kein Problem, geduscht wird einfach im netten Pool gleich nebenan. Die anderen Camper tummeln sich auch schon alle dort.

Bereits gegen 8:30 gehts zur Tankstelle, immerhin soll es auf der Gibb River Road schon manchmal vorgekommen sein, dass das Benzin ausgeht. Nein, wir bekommen heute schon noch was ab. Als wir bei der Tankstelle ankommen ist schon wesentlich mehr los als gestern. Als wir den Benzinpreis sehen (2,055 $ pro Liter) wird erst einmal hochgerechnet – wie weit fahren wir noch, was ist unser max. Benzinverbrauch auf 100km, wieviel müssen wir maximal tanken. Wir müssen sparen, und bei diesen Benzinpreisen zählt jeder Liter :P

Weiter geht die Fahrt, durchs rote Nichts, durch kleine Wälder, die „Floodways“ werden immer größer, je höher wir in den Norden kommen. Der Plan für heute: bis zur Ellenbrae Station fahren. Dort müssen wir die letzte Nacht auf der Gibb River Road noch ausgiebig feiern.




Die Geschichte vom Pechvogel Clinton und seinem „Lifesafer“

Das war der Plan, doch dann trafen wir Clinton. Zwei Autos standen auf der Straße, ein schicker blauer Mitsubishi Triton, und ein Mega-Offroadtruck. Wir fragen nur aus Höflichkeit, wie es im Outback so üblich ist, ob sie Hilfe brauchen. Das hätten wir nicht erwartet: JA!

Clinton kommt gerade aus dem 300km entfernten Kununurra und hatte vor kurzem seinen 2. Reifenplatzer – jedoch nur ein Reserverad. Ohne ausreichend Wasser wollte er hier nicht steckenbleiben und fuhr die letzen 40km nur auf seiner Felge.

Das Paar aus dem Mega-Offroadtruck hat ein Satelitentelefon, einer der Sateliten hatte aber seit letztem Monat technische Probleme. Nun gab es nur alle 10 Minuten sehr kurzfristig Empfang.

Nach einigen Versuchen kann Clinton den RAC (ähnlich dem ÖAMTC oder ADAC) erreichen. Diese haben einen Kostenvoranschlag: 2500$ nur damit jemand zu ihm kommt, die Reifen kosten extra. Natürlich müssen diese aus Kununurra angeliefert werden, Felgen braucht er dann auch noch. Das war Option 1.

Bei der Mt. Barnett Station gabs einen Reifen Reparatur Service. Dieser wird angerufen – ja er repariert Reifen, aber Neue hat er nicht. Nun reparieren konnte man Clintons kaputte Reifen wirklich nicht mehr ;) – Option 2 ging flöten.

Es gäbe noch eine weiter Tankstelle etwas nördlich, der Weg dort hin ist noch offen, diese wurde mit dem Telefon angerufen. Ja, sie könnten neue Reifen auf die Felgen aufziehen, der Reifenmann ist aber heute leider nicht mehr im Haus, morgen kommt er wahrscheinlich wieder.

Nun das war Option 3. Clinton war auch mit dieser Idee nicht zufrieden, das Auto wollte er hier auf keinen Fall stehen lassen. Ein alleingelassenes Auto im Outback überlebt nämlich nicht lange. Mit hoher Wahrscheinlichkeit findet man dieses am nächsten Tag nur noch ausgeschlachtet auf.

Option Nummer 4: Daniel und ich nehmen Clintons kaputte Reifen, fahren zu dieser besagten Station, lassen neue Reifen aufziehen und kommen wieder zurück. Das einzige Problem: trotz Benzinersatzkanister glauben wir nicht, dass wir dorthin fahren können, wieder zurück und dann auch noch zur nächsten Tankstelle in Kununurra. Wir würden wieder zur Mt. Barnett Station zurückfahren müssen, um zu tanken. Nun ja, es wäre eine Möglichkeit.

 

Alle überlegen, da fällt uns auf, dass Clintons Reifen, genauso wie unsere, mit 6 Muttern befestigt sind. Die beiden Autos haben zwar völlig unterschiedliche Reifen – Clinton hatte 17“ Reifen mit einer Breite von 25,5cm, wir 15“ mit einer Breite von 23,5cm – einen Versuch war es allemal wert. Unser Ersatzrad wurde abgeschraubt und an Clintons Auto montiert. Wirklich gut saß es nicht, da die Muttern nicht korrekt passten, aber als die Männer die Muttern fest genug zogen, saß das Rad, mehr oder weniger.

Clinton wollte eigentlich gar nicht die Gibb River Road fahren, sein Ziel war Broome. Nachdem die asphalierte Straße aber 400km länger war, dachte er, er nähme mal schnell diese „Abkürzung“. Sein Reifendruck war auf 42psi bei Straßenreifen, wir hatten Offroadreifen und hatten unseren Druck von 36psi auf 28psi reduziert.

Wir fuhren 60-80 km/h, 80km/h war absolutes Maximum, er gestand uns später, dass er mit 110km/h wie ein Rallyfahrer um die Kurven gedriftet sei.

Wir hatten zu Beginn 3 x 20 Liter Wasser dabei und genügend Essen. Clinton gerademal 5 Liter und ein paar Snacks / Müsliriegel für den heutigen Tag.

Da er gerade aus dem Norden kam fragten wir ihn über den Pentecoast River (der gezeitenabhängige mit den Krokodilen), er konnte sich an gar keinen Fluß mehr erinnern. ;)

Nungut, mit unserem schon etwas mitgenommenen Reifen auf Clintons Auto ging es also weiter. Unseren heute geplanten Stop konnten wir leider nicht mehr wahrnehmen, kein offizieller Abschied der Gibb River Road.

Den kaputten Reifen platzierten wir auf unserer Rücksitzbank und los ging der Konvoi. Vorne Clinton mit maximal 60 km/h, dahinter wir und am Ende der Megatruck. Falls Clinton oder wir einen Reifenplatzer haben sollten, hätten wir immer noch das Statelitentelefon für den Notfall.

Ein kleiner Stop um die Muttern nachzuziehen und das Rad zu überprüfen, weiter gehts die insgesamt 300 Kilometer.

Eine kleine Flußüberquerung wartet auf uns, das war der Durack River – eine der 2 „großen“ Flussüberquerungen. Ok, wir sind wirklich am absoluten Ende der Trockensaison angekommen, wir können ihn einfach umfahren. Dem Megatruck machts Spaß – er schießt mitten durch.

Seitlich neben der Straßen kann man immer wieder Reifen sehen, ob einer davon das Überbleibsel von Clinton ist?

Der Pentecoast River

Nach einiger Zeit war es soweit – wir waren beim Pentecoast River. Laut Gezeitentabelle, die wir uns in Derby geholt hatten, waren wir für die absolute Ebbe schon etwas spät dran, aber Clinton fuhr ohne zögern durch.

Wären es nur wir Zwei gewesen, wären wir da wohl nicht einfach so durchgeschossen, man weiß ja nie wie tief das Wasser wirklich ist und ohne Schnorchel ist der Wasserstand für uns doch recht wichtig. In dem Fluss mit Krokodilen möchten wir nicht gestrandet sein, vor allem wenn die Flut schon öfters hängen gebliebene Autos ruiniert hat ;)

Gut wenn es Clinton mit seinem „Ute“ schafft, schaffen wir es schon lange – durch gehts!!!!!!

Das Wasser reicht bis zum Trittbrett hoch – ins Auto kam jedoch nichts. Die Kameras und Laptops hatten wir schon für den Fall der Fälle weiter oben in Sicherheit gebracht ;)

Das war dann auch schon das Ende der Gibb River Road, wirklich verabschieden konnten wir uns nicht, aber wir waren stolz auf unsere „Schrottkarre“. So gut haben wir die Gibb River Road überlebt, ohne einen einzigen verlorenen Reifen. Und unser alter, mitgenommener Ersatzreifen war auch noch die Rettung. Das Auto wurde heute umgetauft, Clinton gab ihm den Namen „The Lifesafer“.

Abends gings mit Clinton in den selben Campingplatz, er zahlte die Nacht, als auch noch unser Abendessen ;) Der Reifen blieb bis zum nächsten Tag auf seinem Auto. Als er seine neuen Reifen organisierte, kam er mit fetten „All Terrain Tyres“ zurück. Dem selben Offroad Reifen Typ, wie auch wir in haben.

FAZIT: Die Gibb River Road war auf jeden Fall ein Abenteuer, wir hätten jedoch mehr Unwetter und mehr Action erwartet ;)

VIDEO

Hier ein Eindruck der Gibb River Road! Stolze 9 Minuten lang. Um die Dateigröße noch halbwegs in Maßen zu halten, mussten wir leider die Qualität etwas reduzieren.

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