Neufundland und der östlichste Punkt Nordamerikas
14 August 2016
New Brunswick
26 August 2016

Wir sind wieder auf dem Weg nach Westen

Am frühen Nachmittag kommen wir am Parkplatz des Terra Nova Nationalpark Visitor Centre an. Wir hatten überlegt die eine oder andere Wanderung, welche wir auf dem Weg nach St. John’s ausgelassen hatten, jetzt noch mitzunehmen. Doch das Wetter spielt nicht ganz mit, wirklich traurig sind wir allerdings auch nicht.

Wir nutzen wieder die kostenlose öffentliche Dusche des Visitor Centres, welche 24 Stunden geöffnet ist. Ebenso die dort für 2$ zur Verfügung stehenden Waschmaschinen und Trockner. Für heute haben wir auch genug vom Autofahren, wir loggen uns ins kostenlose WLAN ein und starten den Stream des EM 2016 Spiels: Portugal – Polen. Zwei gekühlte Bier sind noch in unserem Kühlschrank zu finden, damit machen wir es uns vor dem iPad gemütlich.

Am nächsten Morgen ist der 1. Juli und damit kanadischer Nationalfeiertag. Früh morgens dekorieren die eifrigen Mitarbeiter, die mit Hüten und anderen Verkleidungen umherlaufen, in Höchststimmung das Nationalpark Zentrum. Eigentlich wollten wir den Canada Day in einer Stadt verbringen und dort die Paraden und Feiern miterleben. Doch aufgrund fehlender Zeit haben wir uns dagegen entschieden und fahren lieber direkt weiter.

Gros Morne Nationalpark

Als letzte Etappe unseres Neufundlandtripps steht noch der Nationalpark an, für welchen die Provinz berühmt ist – der Gros Morne National Park. Zuerst werden wir in den Norden des Parks fahren und uns dann langsam nach Süden vorarbeiten.

Ein Punkt unserer ToDo Liste für die Maritimes war frischer Hummer. Bisher hatten wir noch nie Hummer probiert, und wo wäre es besser als hier, fangfrisch am Atlantik – und anscheinend auch relativ günstig.

So kommt es, dass wir auf dem Weg nach Cow Head beim Schild für das „Cow Head Lobster Festival“ mit „Canada Day Lobster Dinner“ hielten und uns beratschlagen. Ja wir sollten zwar sparen, doch dies ist nicht der geeignete Moment. Solche authentischen Erlebnisse machen das Reisen doch aus. Wir haben von Lokals zwar bereits erfahren, wie man Hummer perfekt selbst zubereitet: die besten haben ca. 1.5 Pfund und müssen exakt 16 Minuten in heißem Wasser gekocht werden. Doch sind wir beiden nicht die größten Köche und so ist ein Leichtes uns gegen das „selber kochen“ zu entscheiden.

Etwas ungewiss betreten wir das Restaurant, 29,90$ kostet das Lobster Dinner, inkl. Bread Roll, Salat und Kaffee (ca. 20€). Nach der Bestellung wird der Tisch angerichtet, ein Tischunterleger mit Schritt für Schritt Anleitung, passendes Besteck und ein Lätzchen.

Beim Servieren der Hummer gibt es noch eine kleine persönliche Anweisung vom Kellner, und los geht’s. Anfangs sind wir noch etwas unbeholfen und brauchen mehrere Versuche, um die Scheren aufzubrechen, doch mit Geduld klappt es dann.

Harte Arbeit ist es einen Hummer zu essen, und immer wieder erhaschen wir die freundlich amüsierten Gesichter der Einheimischen um uns. Irgendwann haben wir es geschafft und der Hummer ist vernichtet, ein tolles Erlebnis war es, und lecker war er auch. Doch wir müssen zugeben, wenn wir das nächste Mal vor der Entscheidung stehen, fällt unsere Wahl eher auf Fish’n’Chips. ;)

Abends fahren wir ein paar kleine Runden und potentielle Schlafplätze an, doch im Bereich des Nationalparks sind an allen Parkplätzen „No Overnight Parking“ bzw. „No Camping“ Schilder angebracht. So verbringen wir diese Nacht am Parkplatz zum Western Brook Pond Trail. Früh morgens sind wir so unter den ersten auf dem Wanderweg und haben diesen (fast) für uns alleine.
Ein Holzsteg führt über eine Sumpflandschaft, am Rand finden sich immer wieder die insektenfressenden Kannenpflanzen (Pitcher Plant) und wir halten Ausschau nach anderen Tieren.
Am Ende des Trails gibt es die Möglichkeit eine Bootstour in den Fjord zu unternehmen, doch hier passen wir und es geht es über eine Alternativroute wieder zurück zum Parkplatz. Durch den Regen der letzten Tage steht dieser Part teilweise unter Wasser, ein paar Mal verlieren wir fast das Gleichgewicht und fangen uns nur noch im letzten Augenblick.
Wir erblicken auch die Hinterlassenschaft und den Hufabdruck eines amerikanischen Elches und halten die Augen offen.
Kaum sind wir wieder am Hauptweg des Trails angekommen ist hier plötzlich Hochbetrieb und der vorher noch fast leere Parkplatz ist nun fast bis zum letzten Platz gefüllt. Wie gut dass wir so früh hier waren.

Schweren Herzens lassen wir den berühmten Gros Morne Hiking Trail aus. Lange hatten wir probiert diesen in unser Programm mit aufzunehmen, doch eine Ganztageswanderung in 14 Tagen Neufundland unterzubekommen ist nicht ganz einfach. Zusätzlich hatten wir uns auch noch im Datum unserer Fähren-Rückfahrt um einen Tag geirrt. Glücklich über unsere Planlosigkeit – wir haben gerade einen Tag gewonnen – verplanen wir diesen schnell für den Cabot Trail. Angeblich eine der besten Autorouten ganz Kanadas und im Norden von Nova Scotia.

Lobster Cove Head Lighthouse

Bei unserer Ankunft am Lobster Cove Head und dessen Lighthouse bessert sich das Wetter langsam und die Sonne kommt zum Vorschein. Unterwegs legen wir auf der Straße fast eine Vollbremsung hin, seelenruhig post ein Weißkopfadler nicht zu weit von der Straße entfernt. Der U-Turn, um näher ran zu kommen verschreckt ihn dann allerdings.

Am Leuchtturm selbst genießen wir erst einmal unseren Kaffee, den wir unterwegs in einem kleinen Café ergattern konnten. Und wir waren keine Minute zu früh dran, denn schon kam ein Rotel Bus mit deutschen Touristen angefahren.

Wir unternehmen ein paar kleinere Wanderungen an der Küste, wollen danach weiter zu den Bakers Brook Falls. Nach ein paar wenigen Metern wird diese Mission aber abgebrochen – Moskitoalarm. Und nachdem laut Beschreibung der Großteil des Wegs nur durch dichten Wald geht gibt es keine Hoffnung auf Besserung der Moskitodichte. Darauf haben wir wirklich keine Lust und entscheiden uns daher für die Wanderung auf den Berry Hill.

Vom Leuchtturm geht es langsam aber stetig in den südlichen Teil des Nationalparks, den geplanten „Lookout“ Wanderweg direkt beim Discovery Centre verschieben wir eventuell auf morgen, und die für morgen geplante Wanderung in den Tablelands ziehen wir heute schon vor. Denn morgen Abend müssen wir bereits in Port aux Basques sein, unsere Fähre legt um 23.00 Uhr ab.

Liebend gerne wären wir hier in den Badlands noch weiter hoch gewandert, um ein Blick auf das atemberaubende Tal zu erlangen. Für heute Abend müssen aber ein paar Hundert Meter hinter dem ausgeschilderte Pfad reichen. Vielleicht kommen wir morgen Früh doch lieber noch einmal hier her und lassen die Wanderung beim Visitor Centre aus.

Die Badlands sind ein außergewöhnlicher Ort Kanadas, hier hat sich ein Teil des Erdmantels an die Oberfläche verirrt und man wandert auf uraltem Gestein. Nickelhaltig ist dieses und somit kein geeigneter Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wir bleiben bis es langsam dunkel wird und suchen uns danach einen Schlafplatz am südlichsten Ende des Nationalparks. Wir finden keine „No Overnight Camping“ Schilder, wissen zwar dass es theoretisch nicht erlaubt ist, doch einen alternativen Platz haben wir nicht gefunden.

Die Fenster haben wir provisorisch mit Handtüchern und Wäscheklammern verdeckt, und fühlen uns in dem Unwetter sicher. Doch nach Mitternacht wird es plötzlich hell in unserer Höhle. Ein Ranger leuchtet unbarmherzig mit seiner Taschenlampe in unseren Camper und verscheucht uns unhöflich. „You are not allowed to camp here“ ist seine Aussage. Im strömenden Regen machen wir uns nun also auf die Suche nach einem alternativen Schlafplatz. Die nächsten zig Kilometer sind Nationalpark und „Moose Country“. Duzende Male wurden wir von Einheimischen gewarnt nicht in der Dämmerung und schon gar nicht bei Nacht Auto zu fahren. Entsprechend vorsichtig sind wir nun unterwegs. In Neufundland gibt es übrigens 6 Elche pro km². Seit 1904 die ersten vier Elche nach Neufundland gebracht wurden, hat sich diese Zahl exponentiell auf mehrere 10.000 erhöht.

Wir fahren bis kurz außerhalb des Nationalparks, auf dem Weg finden wir keine passende Alternative, wo uns derselbe Ranger nicht wieder wegschicken wird. Kaum sind wir außerhalb des Nationalparks angekommen halten wir unsere Augen noch aufmerksamer offen, und machen es uns im Hafen von Woody Point gemütlich. Lange schlafen wir dort aber nicht, denn von hier starten Boote auf die andere Seite des Nationalparks und in den Tiefen der Nacht konnten wir keine Fahrzeiten entdecken.
So führt es uns zunächst wieder zurück in den Nationalpark, wo wir am Parkplatz der Badlands erst einmal ausgiebig frühstücken. Danach wollen wir einen weitere Wanderung starten, diesmal höher hinauf, doch hinter den Bergen ziehen immer schwärzere Wolken auf. Anfänglicher Nieselregen wird schnell zu starkem Platzregen, die Wolken wollen einfach nicht enden, und so entscheiden wir uns den Nationalpark zu verlassen und in den Süden nach Port aux Basques zu fahren.

Durch den überraschend frühen Start kommen wir auch recht früh Nahe Port aux Basques an. Wir stoppen wieder einmal bei einem Leuchtturm, eher um einen Blick auf das Meer zu erhalten und nicht des Leuchtturms wegen. Wir vermuten dass es hier kaum Touristen hin verschlägt, bewundern die liebevoll gestalteten Informationstafeln und haben etwas Mitleid mit dem einsamen Museum. So verschlägt es uns hinein, doch viel vom Museum selbst erleben wir nicht, die äußerst gesprächige Dame hat uns von der ersten Minute beschlagnahmt. Etwa 45 Minuten später wissen wir über ihre ganze Lebensgeschichte Bescheid. Nur mit viel Nachdruck schaffen wir es nach dem zwanzigsten Versuch uns zu verabschieden und beschließen danach einstimmig nichts mehr aus „Mitleid“ zu besuchen. ;)

Die restliche Zeit wollen wir nutzen, um die kleine Stadt zu erkunden. Eigentlich wollen wir zu Fuß durch die vorgelagerte Halbinsel spazieren, doch öffentliche Parkplätze finden wir nicht, also drehen wir eine Runde mit dem Auto und fahren stattdessen lieber an den Nahe gelegenen Grand Bay West Beach und wandern hier entlang.

Rechtzeitig sind wir in der Warteschlange der Fähre und machen uns wieder auf den Weg nach Nova Scotia.

Impressionen von Unterwegs

Der Cabot Trail am Cape Breton

Der 300 Kilometer lange Cabot Trail gilt als die schönste Panoramastraße Ostkanadas und umrundet die Nordspitze der Insel.

Durch die Ankunft in North Sydney bietet es sich für uns an, den Cabot Trail gegen die Uhrzeigerrichtung zu bereisen. Wir nutzen einen der ersten Aussichtspunkte kurz außerhalb von North Sydney und haben einen spektakulären Ausblick auf die Bucht bei unserer Schüssel Müsli. Weiter geht die Fahrt, über die Englishtown Kabelfähre Richtung Nationalpark.

Im Nationalpark legen wir in regelmäßigem Abstand Pausen ein. Spazieren an Sandstränden auf und ab, bewundern die Kinder, die im eiskalten Meer plantschen, halten hoch über den Klippen mit Blick auf die vielen Fischer im Wasser. Und immer wieder zwischendrin sieht man die Bojen in Reih und Glied – wir vermuten Hummerkörbe.

Wir stoppen am White Point, einer kleinen Halbinsel, die wir von einem Verkäufer in Halifax empfohlen bekommen hatten. Wir setzen uns windgeschützt auf die Felsen und schauen mit dem Fernglas aufs Meer hinaus. Kleine Bojen die immer wieder verschwinden haben unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wir rätseln noch ob es sich vielleicht um Robben handeln könnte, da schwenkt Daniel ein wenig nach links und siehe da, auf einem Felsen weit draußen räkelt sich eine Robbe in der Sonne. Wir sitzen da und beobachten sie, bis die Flut den Felsen verschwinden lässt und die Robbe das Weite sucht.

Die Straßen winden sich um die Halbinsel, es geht bergauf und bergab, nach links und nach rechts, und immer wieder wird man mit Ausblicken belohnt. An der Westküste suchen wir uns einen Schlafplatz, ein paar potentielle Stellplätze hätten wir bereits gefunden, aber keiner klang so toll, wie jener auf iOverlander, den wir noch auschecken wollen. Wieder einmal hat hier Paws on Tour ein Wahnsinns Plätzchen gefunden, die Beiden haben scheinbar ein Händchen dafür. Von einer Schotterstraße führt links ein kleiner Weg ab, eigentlich eine verlassene Hauseinfahrt die danach eher einem Quadpfad ähnelt. Dieser führt direkt auf die Klippen zu, kurz davor ein kleiner Platz zwischen den Bäumen, wo offensichtlich schon öfter ein Auto geparkt hat. Direkt an den Klippen ein Feuerring und Blick auf den Sonnenuntergang.
Wir wünschten mit unserem Toyota hier sein zu können, mit dem Mietauto ist es einfach nicht dasselbe.

Am nächsten Morgen legen wir noch kleinere Wanderungen zurück und fahren schließlich zum Skyline Trail, einem der beliebtesten Wanderwege auf Cape Breton. Am Parkplatz angekommen würden wir am Liebsten wieder umdrehen. Nach der Einsamkeit und Ruhe auf Neufundland schrecken uns die Menschenmassen etwas ab.

Die Hinweisschilder am Start des Trails lassen Einem wieder bewusst werden, das hier Kanada doch ganz anders ist, als Deutschland und Österreich. Man wird vor Schwarzbären, amerikanischen Elchen und Kojoten gewarnt – na dann mal drauf los.

Beim Skyline Trail entscheiden wir uns für den 9,2 Kilometer langen Rundweg, und biegen bei der ersten Abzweigung rechts ab, um die Runde gegen den Uhrzeigersinn zu gehen. Nicht die beste Entscheidung, denn bis zur sehenswerten Abzweigung zum eigentlichen Lookout, gibt es auf diesem Teil nicht so viel zu sehen. Der Weg zur Aussichtsplattform entschädigt allerdings für den langweiligen Part der Wanderung, denn der Ausblick ist wunderschön. Über Treppen geht es immer weiter hinab, bis zum Ende des Boardwalks. Ein paar Wanderer sehen wir zwar auf den unbefestigten Wegen, allerdings ebenfalls Hinweisschilder, die dringend darum bitten auf den befestigten Pfaden zu bleiben.

Der Tourismus hat diesen Part schon einmal fast zerstört. Viel zu viele Menschen sind hier gewandert und die Pflanzen verschwanden. Durch sorgfältige Pflege und die Errichtung geschützter Pfade ist die Natur nun langsam wieder dabei sich zu regenerieren.

Der Cabot Trail ist ein krönender Abschluss unseres Abstechers nach Neufundland, obwohl uns dessen Abgeschiedenheit und Ruhe sehr viel besser gefallen hat. Hier, am Cabot Trail, wimmelt es nur so von Menschen, vor allem jetzt während der kanadischen und amerikanischen Sommerferien.

Nach diesem Grand Finale heißt es für uns wieder zurück nach Halifax. Wir sind bereits gespannt, ob es Neuigkeiten von unserem Getriebe gibt.

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