Playa las Flores
25 August 2011
Pochomil
02 September 2011

Eine nicht ganz so einfache Grenzüberquerung

Unseren Trip mit Paul von El Salvador nach Nicaragua hatten wir uns relativ relaxt vorgestellt. Ziemlich früh ging es in Playa las Flores los, weil wir die 445 km inkl. 2 Grenzüberquerungen an einem Tag schaffen wollten. Wir freuten uns schon auf Nicaragua und Pochomil.

Die Grenze von El Salvador nach Honduras

Ganz so reibungslos verlief es dann allerdings doch nicht. Erst gegen 13 Uhr waren wir an der ersten Grenze El Amatillo nach Honduras angelangt. Gleich kamen ein paar Einheimische, um Paul bei dem Papierkram „zu helfen“. Ein paar Fotokopien hier und ein paar Dollar da und es ging weiter durchs Niemandsland zur Einreise nach Honduras.

Bei der Einreise war alles plötzlich ziemlich kompliziert, jeder wollte Geld von Paul für sein Auto. Eine Inspektion sollte gemacht werden, er brauchte eine Versicherung und wegen einem anscheinend fehlenden Sticker sollte er pro Polizist 20 USD zahlen – damit diese uns erlauben würden weiter zu fahren und den fehlenden Sticker „übersehen“.

Der Großteil unseres Geldes war hier schon weg. Für uns selbst hätte es gereicht, doch Paul hatte nicht mit den Preisen gerechnet und so mussten wir ihm einiges auslegen. Selbst das Bestechungsgeld für die Polizisten hatten wir nicht mehr in Dollar und suchten die restlichen Guatemalan Quetzales in unseren Taschen zusammen.

Nach ganzen 3 Stunden bei 35°C an der Grenze bekam Paul endlich wieder seinen Pass, Führerschein und Nummerntafeln zurück und wir durften endlich weiterfahren.

Scam Scam Scam

Da hatten wir uns aber zuviel gefreut, 5 Minuten auf der Straße und die erste Polizeikontrolle wartete auf uns – natürlich wurden wir mit kalifornischen Nummerntafeln sofort aufgehalten. Zuerst wollten sie Geld für das nicht deklarierte Fahrrad auf dem Dachträger, diesmal hatte Paul allerdings die richtigen Papiere und sie suchten weiter. Nach einigen Fragen fanden sie doch noch etwas: kein Warndreieck an Bord. Sofort wurden wir zur Kasse gebeten. Nachdem unsere gesamten Spanischkenntnisse reichten um Essen zu bestellen, oder nach dem Weg zu fragen, waren wir auch hier etwas aufgeschmissen. Paul redete munter auf die Polizisten auf Englisch ein, bis sie uns irgendwann weiter winkten.

Nicht lange und wir trafen auf die nächste Polizei. Wieder war das Problem das nicht vorhandene Warndreieck. Diesesmal wollte uns die Polizei allerdings nicht einfach so weiterlassen, ihr Plan: wir sollten die 50km zum nächsten Geldautomat fahren, danach wieder zurückkommen und erst dann würden wir den Führerschein wieder zurück bekommen. Etwas motivierter suchten wir nochmals in all unseren Taschen nach Geld. Mit ein paar Münzen waren sie zufrieden und wir durften weiterfahren.

Bis zur nächsten Polizeikontrolle – rauchen während der Fahrt sei verboten und kostet 50 USD. Inklusive aller unserer letzten Münzen in Dollar und Guatemalischen Quetzal hatten wir gerade einmal 5 USD zusammen und wir bekamen die Erlaubnis weiterzufahren.

Etwa 40 Kilometer waren wir seit der Grenzüberquerung gekommen, bemängelt wurden diverse Punkte am Auto, das Fahrrad am Dach, Rauchen am Steuer, das fehlende Warndreieck, die kalifornischen Nummerntafeln mit dem übermalten roten „California“ Schriftzug. „California“ hatte Paul bewusst weiß übermalt, da Polizisten auf das leuchtende typische rot warten, um die zahlenden Touristen aufzuhalten.
Diverse andere Punkte wurden noch bemängelt, wir wurden aber nicht einmal wegen Steffis nicht ganz so sicherem Sitzplatz auf Pauls Bett ermahnt.

Nachdem Honduras im Vergleich zu allen anderen Ländern in Zentralamerika kaum Touristen abbekommt, wird versucht soviel Geld wie möglich an der Durchzugsstraße zu verdienen.

Zusätzlich zur ganzen Polizei war die Straße generell in einem wirklich schlechten Zustand, ein riesiges Schlagloch folgte das andere. So war es eigentlich schon vorhersehbar, dass die 100 Kilometer durch Honduras mit einem platten Reifen enden würden. 18 Kilometer vor der nächsten Stadt war es soweit, ein wirklich platter Reifen am rechten Hinterrad. Auf unsere Fragen nach dem Ersatzreifen lachte Paul nur und meinte, haben würde er einen, aber der sei ebenfalls platt. Also fuhr er weiter und weiter bis wirklich kein Rad mehr vorhanden war. Die Funkten sprühten, große Teile des Gummi hatten wir irgendwo verloren und fuhren quasi nur noch auf der Felge.

Nun wurde doch gestoppt und wir tauschten die Felge gegen das platte Ersatzrad. Mittlerweile war es bereits absolut dunkel, und wir stoppten neben dem Highway irgendwo im nirgendwo in Honduras, nicht gerade die besten Voraussetzungen. Über Honduras‘ Sicherheit hatten wir bereits von einigen Backpackern Geschichten gehört, ein Zitat des Auswärtigen Amt dazu: „Auf den unbeleuchteten Straßen, die häufig Schlaglöcher aufweisen, sollte nach Einbruch der Dunkelheit wegen reduzierter Verkehrssicherheit und erhöhter krimineller Gefahr nicht mehr über Land gefahren werden.“

Ein paar Frauen sahen uns mit der funkenden Felge in die Parkmulde fahren, sagten irgendwas auf spanisch und verschwanden. Ganz wohl war uns nicht zumute, erst recht nicht als wir in der Entfernung ein paar Leute auf uns zukommen sahen. Doch es waren dieselben Frauen in Begleitung ihrer Söhne. Diese sollten uns mit Buschmessern bewaffnet beschützen. Honduras hatte uns bis jetzt wirklich nicht gefallen, doch diese Teenies mit ihren Buschmessern in der Hand waren eine nette Aufheiterung. Das Foto ist leider verschwommen, aber zur Erinnerung kommt es trotzdem auf den Blog.

Das flache Ersatzrad funktionierte einwandfrei nachdem wir es ca. 15 Minuten lang mit einer kleinen Fahrradpumpe aufgepumpt hatten. An einer Tankstelle wollten wir es noch etwas aufpumpen – das war allerdings ein großer Fehler! Der ramponierte Reifen verlor seine Form und dadurch die komplette Luft.
Dieses Mal hatten wir allerdings Glück, nicht weit von der Tankstelle entfernt gab es einen „Reifenladen“ – ein kleines Hüttchen mit diversen Reifen vor der Tür. Ein Fachmann musste allerdings erst von zuhause geholt werden, um uns einen mehr oder weniger passenden Reifen auf die Felge zu zaubern.

Natürlich musste dafür erst noch Geld organisiert werden. Die Tankstelle hatte eigentlich schon geschlossen, aber auch hier konnte noch jemand organisiert werden, der Paul Zutritt zum darin versteckten Geldautomaten verschaffen konnte.
Mit dem neuen Reifen schafften wir es nun sicher in die Stadt Choluteca, ganze 80 Kilometer hinter der Grenze. Wir suchten uns eine kleine Unterkunft, wo das Auto im Innenhof geparkt werden konnte, und fielen nach einer erfolgreichen Essenssuche geschafft ins Bett.

Choluteca

Nach einem Frühstück bei Wendys suchten wir am nächsten Morgen erst einmal einen Reifenhändler. Zwei neue Reifen wurden gekauft.
Motiviert heute noch nach Nicaragua zu kommen starteten wir los. Ein paar Polizeikontrollen später waren wir endlich an der Grenze Guasaule angekommen. In Choluteca hatten wir extra noch Geld abgehoben, wir hatten uns ausgerechnet, was wir in etwa benötigen würden und alles zur Sicherheit verdoppelt. An der Grenze musste das restliche Geld in gängige USD getauscht werden.

Die Grenze von Honduras nach Nicaragua

Nach den Ausgaben zuvor mussten wir die üblichen 12 USD pro Person bezahlen, Paul hatte sich bei der Kalkulation wieder etwas vertan und so gaben wir ihm alles was wir noch hatten. Mit Müh und Not konnte er somit gerade noch so alle Kosten begleichen. Aufgrund fehlender Spanischkenntnisse und fehlender Vorbereitung sagte Paul auch hier nicht nein, als ihm jemand für ein paar Dollar helfen wollte. Wir bezweifeln allerdings, dass er dadurch wirklich so gut ausgestiegen ist.

Als wir endlich die Erlaubnis bekamen Honduras zu verlassen, wünschte uns Pauls „Helferlein“ noch viel Erfolg und rief uns nach, dass wir die 1 USD pro Person noch bereit halten sollten, die wir für die Einreise benötigen würden. Fassungslos starrten wir ihn an, hatte er uns zuvor noch die letzten Cent abgeknöpft.

An der Grenze nach Nicaragua versuchten wir also unser Glück, völlig blank – natürlich durften wir nicht einreisen. Geldautomaten waren weit und breit auch keine in Sicht, also wurde erst einmal geparkt.

Die Sitze des Autos wurden auseinander genommen und nach Münzen gesucht, die sich dort eventuell noch versteckt hatten, währendessen räumte Steffi schonmal ihren Rucksack aus und suchte nach vergessenen Münzen in den Hosentaschen. Nachdem alle drei Rucksäcke und diverse Verstecke durchsucht worden waren, hatten wir ganze 2,90 USD zusammen, anstatt der benötigten 3,00 USD. Der Grenzbeamte fand das recht amüsant und wir durften gnädigerweise einreisen! Darauf folgte eine kurze Desinfektion des Autos und der Weg war frei.

Weiter ging die Fahrt, als wir in Managua, der Hauptstadt Nicaraguas ankamen war es bereits stockdunkel, doch wir wollten die restlichen 60 Kilometer weiterfahren bis zu dem nächsten Ort am Meer.

Geisterfahrer in Nicaragua

Der Verkehr war verwirrend, die Schilder nicht ausreichend, die Landkarte veraltet, und so passierte es, dass wir auf einem Highway landeten. Die Straße war eng, und zwei Autos kamen nebeneinander in unsere Richtung. Paul hupte, wir waren verwirrt und dachten, es wäre ein überholendes Auto. Unsere Herzen rasten und Paul stieg auf die Bremse,  das Auto auf unserer Spur stoppte ebenfalls. Erst jetzt erkannten wir, dass es sich um ein Polizeiauto handelte. Der Polizist stieg aus und hörte nicht mehr auf uns anzubrüllen, er deutete uns umzudrehen uns abzuhauen. Zusätzlich fuhr ein Pickup vorbei, auf dessen Ladefläche sich etwa 20 bewaffnete Polizisten befanden. Schleunigst drehten wir um und versuchten so unauffällig wie möglich zu verschwinden. So schnell geht es also und man ist Geisterfahrer in Nicaragua.

Nachdem wir kurz Rast gemacht hatten, fuhren wir noch einmal an dieser Abfahrt vorbei. Und obwohl wir nun wussten, dass es sich um keine Auffahrt handelte fanden wir keine Schilder, die in irgendeiner Weise darauf hinweisen würde. Nachdem es offensichtlich eine relativ neue Straße war, vermuteten wir, dass diese vielleicht einfach vergessen wurden.
Sicher und heil kamen wir schlussendlich in Pochomil an, laut Lonely Planet eine kleine Surfstadt am Pazifik. Als wir ankamen konnten wir nur verlassene Häuser und Baustellen entdecken. Aber wir wollten uns am nächsten Morgen ein richtiges Bild verschaffen.

 

Unser Fazit: Von El Salvador nach Nicaragua zu kommen war für uns nicht so einfach. Mit einem gebuchten Bus ist es laut anderen Backpackern super bequem, da die Touristenbusse höhere Priorität an der Grenze haben und man nicht so leicht abezockt werden kann. Mit dem eigenen Fahrzeug ist es sicherlich generell schwieriger und aufwändiger. Man sollte sich allerdings im Vorhinein über die üblichen Kosten und Anforderungen informieren und die nötigen Papiere dabei haben.

Honduras behielten wir auf jeden Fall nicht sehr positiv in Erinnerung, obwohl dieses Land, wie wir so gehört haben, auch wirklich schöne Ecken haben soll. Die Hauptverkehrsroute ist jedenfalls nicht sehr touristenfreundlich. :)

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